17 Dezember 2010

Dampfmaschine

Heute möchte ich endlich mal einen Beitrag zu einem Thema schreiben, was mich nun schon seit mehreren Wochen bewegt. Ich habe ja bereits in meinem vorletzten Beitrag darüber geschrieben, was man eigentlich erwirbt, wenn man für digitale Güter Geld ausgibt. Dieses Thema möchte ich nun nochmal aufgreifen.

Jeder (zumindest jeder ernsthafte "Zocker") kennt den Dienst "Steam" der Firma "Valve". Bevor ich nun anfange diesen Dienst in der Luft zu zerreißen kritisch zu hinterfragen, werde ich erstmal beschreiben, was Steam überhaupt ist, und welche Vorteile es bietet.

Steam ist ein System, mit dem es möglich ist, Computerspiele zu erwerben und zu spielen. Die Spiele auf Steam sind in der Regel nicht mehr an ein Speichermedium gebunden, sondern werden aus dem Internet herunter geladen. Um den Service zu nutzen muss die Steam-Software auf dem Rechner installiert werden. Darüber hinaus muss man sich bei Steam einen Account einrichten. Die Spiele werden über die Steam-Software gekauft und auch gestartet.
Darüber hinaus ist Steam auch eine Online-Community, auf der man andere Spieler in einer Freundesliste verwalten kann, mit ihnen chatten kann und natürlich auch mit ihnen Spielen kann.

Die Vorteile von Steam sind auf den ersten Blick recht beachtlich:
  • Man kann Computerspiele auf beliebig vielen Rechnern installieren, da über den Account sicher gestellt wird, dass ein Nutzer das Spiel nur auf einem System gleichzeitig starten kann.
  • Man ist nicht mehr an ein Installationsmedium gebunden, welches kaputt gehen oder geklaut werden kann. Hat man ein Spiel einmal gekauft, kann man es beliebig oft herunter laden und neu installieren. Die Eingabe von Seriennummern ist dabei überflüssig, da die Lizenz automatisch an den Account gebunden ist.
  • Steam versorgt die Spieler automatisch mit den neuesten Patches. Damit ist sichergestellt, dass jeder Spieler zu jeder Zeit immer mit den aktuellsten Versionen spielt. Das nervige manuelle herunterladen und installieren von Patches entfällt.
  • Steam bietet einen Markt für preiswerte Spiele, die vom Umfang her eines Vollpreis-Spieles nicht würdig wären. Darüber hinaus bietet Steam ältere Spiele zu unschlagbar günstigen Preisen an. Bei Steam gibt es sehr häufig Spielepakete bei denen man viel Geld sparen kann (im Vergleich zu den Einzelpreisen). Manchmal bietet Steam sogar Neuerscheinungen zu günstigeren Preisen an, als die Äquivalente Retail-Version.
  • Die eingebaute Community-Funktion erlaubt es leichter Spieler für Multiplayer-Spiele zu finden, aber auch ganz einfach während eines Spiels mit anderen Mitspielern zu chatten. Steam erlaubt es auch, dass Lizenzen für andere Steam-Mitglieder gekauft werden können.
  • Die Steam-Software bietet einen einheitlichen Server-Browser, um für Multiplayer-Spiele einen passenden Server zu finden.


Die oben genannten Vorteile sind mit großer Sicherheit der Grund, wieso Steam mehrere Millionen Nutzer zählt (von denen derzeit mehrere Millionen online sind).

Die Nachteile von Steam sind allerdings weniger offensichtlich. Im Gegensatz zu Spielen, die man im Handel erwirbt, kann man Steam-Spiele nicht verleihen oder weiterverkaufen, wenn man sie durchgespielt hat oder aus sonstigen Gründen nicht mehr spielen möchte. Das mag auf den ersten Blick zwar nichtig und trivial erscheinen, aber bei Spielen, die das gleiche kosten, wie ein Spiel im Geschäft, welches ohne Steam lauffähig ist, stellt dies doch einen beachtlichen Unterschied dar, welche sich in einem geringeren Preis niederschlagen sollten.

Es sollte möglich sein Steam-Lizenzen für begrenzte Zeit an andere weiterzugeben, um das "Verleihen an einen Freund" zu simulieren. Desweiteren sollte es möglich sein eine Lizenz dauerhaft an einen anderen Account zu übertragen, um sowas wie einen "Gebrauchthandel" zu ermöglichen. Letzteres könnte Valve gegen eine (prozentuale) Gebühr ermöglichen, was ihnen zusätzlichen Profit verschaffen würde. Sie könnten sogar soweit gehen, einen "Gebrauchtspielhandel" in ihr Netzwerk zu integrieren.

Der zweite Nachteil ist weniger offensichtlich. Sollte die Firma Valve mal pleite gehen, oder aus irgend einem anderen Grund den Service nicht mehr weiterführen können oder wollen, gucken Millionen Spieler in die Röhre, weil es keine Verpflichtung seitens Valve gibt, die Spieler mit Versionen der Spiele zu versorgen, die ohne die Steam-Software funktionieren. Dies kann man auch den AGBs entnehmen, wenn man sich die Mühe macht sie zu lesen. Richtig übel wird es dann, wenn Steam sich dazu entschließt, Zugänge zu sperren. In diesem Fall gehen nämlich alle erworbenen Rechte an den Spielen mit dem Account verloren und das Geld für die Spiele ebenso.

Spätestens an diesem letzten Punkt sollte man erkennen, das ein bei Steam "gekauftes" Spiel eigentlich ein "auf unbestimmte Zeit gemietetes" Spiel ist. Wenn man sich damit abfindet, und sein Vertrauen in diese Firma setzt, kann sich getrost dort anmelden und die Spiele mieten und Spaß damit haben. Ich werde es nicht tun, weil ich dieses Vertrauen nicht habe (und Steam unter Linux nicht (zuverlässig) läuft).