14 März 2006

Teile und Herrsche

Im letzten Artikel ging es um Dateisysteme, und welche besser sind. Diesmal befasse ich mich mit der sinnvollen und effizienten Aufteilung von Festplatten. Natürlich ist vieles hiervon Geschmackssache, und ich werde den Teufel tun zu behaupten, die Lösungen, die ich jetzt vorstelle, seien optimal.
Grundsätzlich kann eine Festplatte in vier Bereiche unterschiedlicher Größe eingeteilt werden. Diese Partitionen werden auch als "primäre Partitionen" bezeichnet. Eine dieser Partitionen darf eine sogenannte "erweiterte Partition" sein. Erweiterte Partitionen können ihrerseits in beliebig viele Bereiche geteilt werden ("logische Partitionen" oder "logische Laufwerke"). Jede primäre und jede logische Partition werden unter Windows als Laufwerke angezeigt.
Der worst-case stellt eine einzige Festplatte mit nur einer Partition dar. Leider werden fast alle PCs, die heute verkauft werden mit einer riesigen Festplatte, die eine Partition enthält ausgeliefert. Da viele unerfahrene Anwender keine Neuinstallation wollen (es ist ja alles so schön eingerichtet) wird es so hingenommen. Das diese Vorgehensweise sehr ineffizient ist weiss man als Neuling einfach nicht.
Unter Windows benötigt man für gewöhnlich weniger Partitionen, als unter Linux. Bei einer Festplatte empfiehlt es sich einen kleinen Teil (je nach Größe der Festplatte 10 - 20 GB) für die erste Partition zu reservieren. Der Rest kann dann für die zweite verwendet werden. Die Auslagerungsdatei sollte man bei dieser Konstellation auf der ersten Partition belassen (keine Änderung nötig). Wer es effizienter mag, kann sich für die Auslagerungsdatei eine extra-Partition schaffen (bis 1 GB) und sie dorthin verlagern. Das hat auch den Vorteil, dass sie bei der Defragmentierung nicht im Weg ist oder selber fragmentiert. Diese Partition sollte als zweites kommen, wenn nicht sogar als erste (was aber etwas komplizierter zu bewerkstelligen wäre). Die Auslagerungsdatei sollte auf jeden Fall in ihrer Größe fixiert werden.
Bei zwei oder mehreren Platten sieht es schon anders aus. Hier bietet sich die Möglichkeit die Auslagerungsdatei auf eine Festplatte zu verlagern, auf die im Normalbetrieb weniger Zugriff erfolgt (Also nicht die Platte auf der Windows und die Programme installiert ist).
Bei Windows-Systemen ist der große Nachteil, dass es umso unübersichtlicher wird, je mehr Partitionen im Spiel sind, weil jede Partition ihren eigenen Laufwerksbuchstaben zugeteilt bekommt. Das NTFS-System bietet, wie im letzten Bericht bereits erwähnt, die Möglichkeit Partitionen in eine Verzeichnis-Struktur einzubinden. Da ich das nicht getestet habe (mir waren zu meinen Windows-Zeiten die Vorteile nicht bewusst) weiss ich nicht, in wieweit das permanent ist (ein Kommentar zu diesem Thema wäre großartig).
Linux-Systeme erfordern normalerweise mehr Partitionen, als Windows-Systeme. Beide kommen theoretisch mit einer Partition aus, aber bei beiden ist es nicht ratsam. Linux-Systeme kennen keine Auslagerungsdatei, sondern erfordern eine Auslagerungs-Partition (es können auch mehrere oder gar keine sein). Diese sogenannte Swap-Partition sollte an den Anfang der Festplatte gesetzt werden, weil dort die Zugriffszeiten kürzer sind. Linux-Setup-Programme bieten normalerweise immer die Möglichkeit der Partitionierung.
Ich werde jetzt zunächst auf ein reines Linux-System eingehen. Besitzt man nur eine Festplatte ist es ratsam, sie geschickt zu partitionieren. Linux kennt keine Laufwerke, das ganze System wird in einem Verzeichnisbaum dargestellt, und die Partitionen können an beliebigen Stellen eingehängt werden. Die Root-Partition (sie wird im Stammverzeichnis eingehängt) sollte die zweite oder die dritte Partition sein. Wenn man das Verzeichnis "/boot" (hier kommt der Kernel und der Bootloader rein) in einer extra-Partition haben möchte sollte dies die zweite sein (<50 MB ext2). Das hat den Vorteil, dass diese kritischen Daten im laufenden System nur dann eingehängt sein müssen, wenn man Änderungen an ihnen vornimmt (z.B. ein Kernel-Update). Der Nachteil ist, dass man jedes mal daran denken muss es zu mounten, wenn man daran etwas ändern möchte. Das "/home"-Verzeichnis sollte auf jeden Fall eine eigene Partition erhalten. Auf diese Weise kann man Benutzereinstellungen und persönliche Daten ganz einfach mit einer eventuell anderen Linux-Version verwenden (z.B. wenn man die Distribution wechselt). Daneben können "/usr" (Programme im Userspace) und "/var" (Log-Dateien und temporäre Dateien) eigene Partitionen erhalten. Gentoo-User sollten für "/usr/portage" eine eigene Partition in Erwägung ziehen und diese mit reiserfs formatieren, da der Portage-Tree äußerst viele sehr kleine Dateien enthält.
Bei zwei Festplatten kann man sehr viel flexibler partitionieren. Die erste Platte könnte z.B. alles außer das Home-Verzeichnis enthalten, oder man erzeugt auf jeder Platte einen Swap-Bereich. Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos.
Bei gemischten Systemen (Windows und Linux) wird es richtig interessant. Zu beachten ist, das Linux (je nach Kernel) alles lesen kann, aber auf NTFS nicht bzw. nur eingeschränkt schreiben kann. Windows kann Linux-Partitionen grundsätzlich nicht lesen, obwohl es dafür auch Treiber und Tools gibt (wie Lothar in seinem Blog in diesem und vor allem diesem Artikel schreibt).
Am einfachsten formatiert man eine Partition im FAT32-Format um eine Austausch-Partition zu haben (die kann aber nur Dateien unter 2 GB aufnehmen). Es empfiehlt sich Windows auf die erste Platte zu werfen und Linux von der zweiten zu booten (der Rest kann sein, wo man will). Zu beachten ist, dass man zuerst Windows und dann Linux installiert. Genauer gesagt zuerst Windows und dann den Linux-Boot-Loader, weil Windows die böse Angewohnheit hat den MBR ungefragt zu überschreiben.
Um jetzt noch einen abschließenden Vergleich zu ziehen, beide Betriebssysteme sollten partitionierte Festplatten benutzen, Linux im Besonderen. Wer sich einen neuen Rechner zulegt sollte seine einzige Partition verkleinern und eine zweite, wenn nicht sogar mehrere erzeugen, je nach Geschmack. Am besten ist es das Betriebssystem eines neuen Systems selbst zu installieren und die Partitionierung gleich zu Beginn richtig zu machen.

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